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Warum wir gendern…

Einige Blog-Leser_innen werden sich bestimmt schon gefragt haben, warum wir in unseren Texten nicht die männliche Form verwenden (in diesem Fall wäre das „Blog-Leser“), sondern gendern. Was Gendern bedeutet und warum wir eine bestimmte Form verwenden, soll im Folgenden kurz erläutert werden.

In unserer Sprache finden sich sowohl Rollenbilder als auch Klischees wieder. Sprache ist also nicht wertfrei. Nehmen wir als Beispiel die umgangssprachlichen Berufsbezeichnungen „Feuerwehrmann“ und „Putzfrau“. Diese Bezeichnungen bedienen ein gängiges Rollenbild: Einerseits der Mann als heroischer Lebensretter und andererseits die Frau, der qua Rollenbild lediglich haushaltsähnliche Aufgaben zukommen. Da es heutzutage auch genügend Frauen gibt, die bei der Feuwerwehr arbeiten und Männer auch haupt- oder nebenberuflich putzen, bilden diese Begriffe nicht die Realität ab. Deshalb sprechen wir mittlerweile geschlechtsneutral von „Feuerwehrleuten“ und „Reinigungskräften“. Die Sprache hat sich also verändert und den gesellschaftlichen Umbrüchen angepasst.

Schwieriger wird eine geschlechtsneutrale Formulierung bei Substantiven mit der Nachsilbe „er“ (wie z.B. „Politiker“). Hierbei gibt es mehrere Möglichkeiten des Gendern, auf die an dieser Stelle allerdings nicht eingegangen werden soll. In unserer Linksjugendgruppe haben wir uns für das sogenannte Gender Gap entschieden. Das Gender Gap ist der Unterstrich zwischen dem Substantiv und dem „in“ in der Einzahl, bzw. dem „innen“ in der Mehrzahl. Aus Politiker wird also Poltiker_in, aus Lehrern werden Lehrer_innen. Das Gender Gap erfüllt primär zwei Funktionen: Zum einen sollen damit Menschen aller Geschlechter angesprochen werden, zum anderen sollen durch den Unterstrich aber auch Menschen sichtbar gemacht und angesprochen werden, die sich keinem biologischen Geschlecht zuordnen können bzw. möchten (z.B. Intersexuelle).

Manchen mag die Verwendung des Gender Gaps komisch erscheinen und in Texten als unschön herüberkommen. Jedoch unterwirft sich die Sprache einer ständigen Veränderung und mit der Zeit wird sich jede_r an neue Sprachformen gewöhnen. Andere werden möglicherweise argumentieren, dass sie mit der Verwendung des generischen Maskulinums (also der männlichen Form) alle Menschen meinen und damit ansprechen. Studien¹ zeigen jedoch, dass sich die nicht-männlichen Angesprochenen oftmals eben nicht angesprochen fühlen. Zudem entsteht beim generischen Maskulinum in erster Linie eine Assoziation mit dem männlichen Geschlecht, wodurch nicht-männliche Menschen in der Sprache unsichtbar gemacht werden. Ein Beispiel: Wenn ich irgendjemanden bitte mir drei Schauspieler (also explizit die männliche Form) zu nennen, so werde ich in 99,9% der Fälle auch drei männliche Schauspieler genannt bekommen. Sprache beeinflusst also das Denken. Aus diesem Grund gendern wir und werden uns weiterhin für Emanzipation in Sprache und Gesellschaft einsetzen.

¹Stefanowitsch, Anatol: Frauen natürlich ausgenommen. 2011, in: SciLogs (Hrsg.), http://gleft.de/ao (Zugriff am 22.05.2013).