Auch
heute versammeln sich wieder tausende Menschen auf den Straßen, weil
sie bei der anhaltenden Zerstörung der Umwelt und den katastrophalen
Folgen die damit zusammenhängen, nicht mehr bloß zuschauen wollen.
Wir alle demonstrieren gegen die Bedingungen und Zustände, die so
eine grenzenlose Ausbeutung von Mensch und Natur zulassen und gegen
all jene, die solche Bedingungen und Zustände bewusst aufrecht
erhalten und nichts gegen den Klimawandel unternehmen, obwohl sie
über ein weites Repertoire an Möglichkeiten verfügen, dem
Klimawandel konsequent den Kampf ansagen zu können. Es gilt hier
ganz klar das Auge auf die Bundesregierung zu werfen und immer wieder
auf die Umsetzung unserer Forderungen zu pochen.
Anders
als gern in den letzten Jahren behauptet, z.B. beim G8-Gipfel 2007 in
Heiligendamm, als die Boulevardpresse Angela Merkel als
„Klimakanzlerin“ krönte, oder Mitte 2017 als der Wahnsinnige im
Weißen Haus den Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen kundtat, ist
Deutschland alles andere als ein Vorreiter in Sachen Klimapolitik.
Das grüne Image was diesem Land gerne zugeschrieben wird ist eine
billige Fassade, die einen sehr großen Schatten wirft. Die
Energiewende im Strom- und Wärmebereich wurde in den letzten
Jahrzehnten massiv ausgebremst, zugunsten verschiedener
Kapitalfraktionen. Mit einer der einflussreichsten Fahrzeugindustrien
der Welt gehört Deutschland gleichzeitig zu den zerstörerischsten
Ländern dieses Planeten. Die bäuerliche Landwirtschaft in diesem
Land verteidigt sich seit vielen Jahren gegen jedwede klimagerechte
Fortschritte in ihrem Bereich. Die Bilanz ist deutlich –
Deutschland ist vieles aber sicher keine „grüne Supermacht“, wie
die New York Times 2015 einmal titelte, sondern einer der größten
Verbrecher gegen die Umwelt und damit ein erheblicher Teil des
weltweiten Klimawandels.
Gerne
wird den Schülerinnen und Schülern in unserer Demonstration
vorgeworfen, sie würden lediglich, um der Schule zu entkommen,
protestieren gehen. Einher geht mit solchen Aussagen oft die Ansicht,
wir würden keine konkreten Forderungen aussprechen und könnten
deshalb auch keine ernste Reaktion der Politik erwarten. Wir haben
uns heute hier an einem Freitag nach Unterrichtschluss versammelt um
deutlich zu machen, dass derartige Vorurteile keinen festen Boden
haben. Darüber hinaus verfügen wir sehr wohl über konkrete Ziele.
Unsere wichtigste Forderung ist die Einhaltung des 1,5°C Ziels,
welches in den Pariser Klimaabkommen festgelegt ist. Die aktuelle
Klimapolitik der deutschen Bundesregierung erreicht, wenn sie mit
ihrer aktuellen Praxis fortfährt, nicht einmal annähernd dieses
Ziel. Damit es tatsächliche aussichtsreiche Chancen auf das
Einhalten des Pariser Klimaabkommens gibt, fordern wir von der
Bundesregierung den Kohleausstieg bis 2o30, eine 100-prozentige
erneuerbare Energieversorgung bis 2035 und das Erreichen des
Nettonulls – also dass nur so viele Treibhausgase ausgestoßen
werden, wie die Natur auch verarbeiten kann – ebenfalls bis 2035.
Doch
unsere Liste an Forderungen hört hier keineswegs auf, denn schon
jetzt muss dringend gehandelt werden, damit die langfristigen Ziele
so erreichbar sind. Zu unseren kurzfristigen Forderungen, welche die
Bundesregierung bis Ende dieses Jahres erfüllen muss, gehören der
Stopp der Subventionierung für fossile Energieträger – der gesamte
Fokus muss endlich auf erneuerbare Energien gerichtet werden – das
Abschalten eines Viertels aller Kohlekraftwerke und eine C02-Steuer
auf auf Treibhausgasemissionen.
Alle
diese Forderungen dürfen unter keine Umständen auf die Kosten von
sozial benachteiligten und gering verdienenden Menschen gehen. Wir
fordern hier die Erarbeitung eines Konzepts, dass klar die Personen
und Konzerne angreift, die über die letzten Jahre sich tatsächlich
verantwortlich gemacht haben für die desaströse Situation des
Klimawandels.
Unsere
Ziele sind ambitioniert, den Vorwurf sie seien unrealistisch werden
wir uns wohl in den nächsten Monaten immer wieder aussetzen müssen
aber gleichzeitig müssen wir deutlich sagen, dass nur mithilfe
dieses klaren und radikalen Rahmens unserer Forderungen dem
Klimawandel konsequent der Kampf angesagt werden kann. Langfristig,
über die 2030er Jahre hinaus, benötigen wir ein gesellschaftliches
und wirtschaftliches System, dass seine Effizienz und Legitimität
nicht an reinem Profit misst, sondern an Faktoren wie Nachhaltigkeit
und Wohlstandsverteilung. Ich habe es letzten Monat hier gesagt und
ich sage es heute wieder: Lasst uns einen Systemwandel einleiten,
keinen Klimawandel!