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Linksjugend in Polen – Die 2. Bildungsreise über Wrocław, Kraków und Warschau

Am Samstag den 22. Juli war es so weit. Die zweite diesjährige Bildungsreise der Linksjugend [‘solid] Sachsen startete. Mit dem Zug fuhren wir, eine 19 Personen große Delegation unseres sächsischen Jugendverbandes, von Dresden nach Wrocław. Mehrere Stunden Zugfahrt und ein Trip zu Fuß vom Wrocławer Bahnhof zu unserem Hostel wurden mit einem entspannten Abend in der Altstadt Wrocławs kompensiert. Am nächsten Tag schon folgte ein vollgepacktes Programm. Über die Vor- und Nachmittagsstunden erhielten wir informative Führungen durch die Stadt ausgeschmückt mit viel geschichtlichem Wissen, besonders zu der Zeit des zweiten Weltkrieges. Am Abend hatten wir dann die Chance, einen polnischen Genossen im Büro der Wrocławer Razem Partei zu treffen. Er erzählte uns vom aktuellen politischen Klima in Polen und wofür die Razem Partei einsteht. Razem hat sich 2015 gegründet, da es bis zu diesem Zeitpunkt keine wirkliche linke Alternative gab, die sich für konsequente soziale Politik und die Rechte von Frauen und Minderheiten eingesetzt hat. Razem übernimmt nun diese Rolle und kämpft aktiv gegen den rechtspopulistischen Duktus der PiS Regierung und anderer rechter Parteien.

Nach einem erfolgreichen Wochenende in Wrocław folgte am Montag die Reise zu unserer 2 Station: Kraków. Auch hier nahmen wir wieder mehrere Stunden Fahrt mit dem Zug auf uns. Am Abend des selben Tages besprachen wir den Plan für den nächsten Tag. Dieser sah einen Besuch der Gedenkstätte Auschwitz vor. Eine solche Erfahrung brauch unseres Ermessens nach ein gewisses Level an Vorbereitung. Am Morgen des 25. Juli war es dann so weit. Wir hatten einen kleinen Bus samt Fahrer, der unsere Gruppe von Kraków nach Oświęcim fuhr. In der Gedenkstätte wurden wir von einem sehr kompetenten Guide geführt. Er zeigte uns die verschiedenen Distrikte und Abteile des Lagers und erklärte was genau an den jeweiligen Orten passiert ist. Mit bedrückten und sehr nachdenklichen Gefühlen verließen wir am Abend die Gedenkstätte. Am nächsten Tag beschlossen wir, noch einmal nach Oświęcim zu fahren, ein großer Teil unserer Gruppe schaute sich das 3. Lager Monowitz an, welches heute nur noch durch wenige Ruinen in einem kleinen polnischen Dorf erkennbar ist. Die Anderen entschieden sich dazu, noch einmal in das Stammlager zu fahren, da auch dieses nur schwer abdeckbar ist in einem einzelnen Tag. Am folgenden Tag, dem Donnerstag, bekamen wir eine Stadtführung durch die Altstadt Krakóws, das jüdische Viertel und Nowa Huta, ein stark durchgeplantes Vorzeigeviertel des realsozialistischen Polens. Die Führung startete Vormittags und endete erst Abends. Freitags hatten wir dann wieder die Chance auf die Vernetzung mit polnischen Genoss_innen. Wir trafen uns am späten Nachmittag in einem Raum einer pluralistisch linken Vereinigung und hatten einen intensiven Austausch und interessante Diskussionen. Den Abend ließen wir mit unseren polnischen Genoss_innen in einer Bar ausklingen. Nach fünf Tagen in Kraków bzw. Oświęcim ging es am Samstag den 29. Juli weiter zu unserer letzten Station: Warschau, die Hauptstadt Polens.

Treffen der sächischen Linksjugend mit der Krakówer Razem Gruppe.

Den Sonntag begannen wir mit einer Tour durch Teile der Altstadt, in der uns eine Genossin unserer Delegation über die Entwicklung verschiedener Gebäude aufklärte. Fortgesetzt wurde der Tag mit einem Besuch in einem Museum, welches sich mit der Zerstörung der Warschauer Altstadt beschäftigte. Zum Abend hatten wir noch die Chance auf den Kulturpalast zu gehen, das höchste Gebäude in ganz Polen. Der letzte Tag des Julis sollte auch der letzte Tag unserer Bildungsreise sein. Wir erhielten noch einmal eine Stadttour durch Teile der Altstadt und Teile des Stadtzentrums, besonders wurden hierbei Gebäude beleuchtet, die eine wichtige Rolle im realsozialistischen Polen spielten. Am Abend packten wir dann unsere Sachen um schließlich am 1. August mit dem Zug wieder zurück nach Sachsen zu fahren. Es war eine große und lehrreiche Reise, die uns allen viel beibringen konnte und die internationale Solidarität dank der Vernetzung mit den polnischen Genossen ausbauen konnte.

– Nikos

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Linksjugend in Athen – Eine Vernetzungsreise nach Griechenland

Insgesamt drei politische Bildungsreisen hat der Landesverband Sachsen der Linksjugend für das Jahr 2017 geplant. Neben Polen und der Ukraine ist das Ziel einer dieser Reisen Griechenland, genauer gesagt die Hauptstadt Athen. Die Reise fand als erste von den dreien vom 20. bis zum 26. Februar statt. Mitfahren durften 16 Menschen, die durch das Bewerbungsverfahren gekommen sind.

Nachdem der Beauftragtenrat alle Bewerbungen für die Reise durchgegangen ist und ich die freudige Nachricht erhalten habe, dass ich mitfahren darf, ging es am Montag den 20. Februar mit dem Flugzeug von Berlin nach Athen. Aufgrund von Problemen in Schönefeld landeten wir mit 2 Stunden Verspätung, also 23 Uhr Ortszeit in Athen. Den restlichen Montag verbrachten wir also damit, in unser Hostel in der Athener Innenstadt einzuchecken und ordentlich auszuschlafen, immerhin hatten wir ein straffes Programm für Dienstag vor uns.

Am nächsten Morgen bekamen wir von einem unserer Mitreißenden mit griechischem Hintergrund eine Einführung in die griechische Geschichte, die politische Situation und das Parteiensystem des Landes. Im Anschluss trafen wir uns mit Mitgliedern der SYRIZA Jugend, welche uns ein wenig durch sie Stadt führten und uns dann zum griechischen Auslandsbüro der Rosa Luxemburg Stiftung begleiteten. Dort erwarteten uns bereits Menschen der Stiftung und der griechische Journalist Dimitris Psarras. Psarras schreibt regelmäßig für eine linke griechische Zeitung, außerdem forscht und berichtet er schon seit mehr als 30 Jahren über die Goldene Morgenröte, eine griechische neonazistische Partei. In dem Büro der Stiftung hat er und viel über die Partei und die laufenden Gerichtsverhandlungen gegen die Goldenen Morgenröte erzählt. Im Anschluss hatten wir die Chance ihm viele Fragen zu stellen. Nachdem wir zum Abschied noch ein Gruppenfoto zusammen mit Dimitris machten, wurden wir von unseren griechischen Genoss_innen ins Hauptquartier der SYRIZA Jugend geführt. Dort haben wir Petros kennengelernt, den Vorsitzenden der SYRIZAJugend. Er hat uns erzählt wie die SYRIZA Partei entstanden ist und woher ihr Wahlerfolg kam. Nach seiner Präsentationen hatten wir die Möglichkeit viel mit Petros zu diskutieren. Die brennendste Frage von unserer Seite war, warum SYRIZA eine Koalition mit der rechtskonservativen ANEL Partei eingegangen ist. Petros lachte ein wenig, als wir diese Frage stellten. Erst erzählte er uns, wie oft er sie schon beantworten musste, dann erklärte er uns, dass die ANEL die einzige Partei im Parlament ist, die sowohl bereit war eine Koalition einzugehen als auch die Austeritätsmaßnahmen abzulehnen. Zwar hat sich die Kommunistische Partei auch gegen die Austeritätsmaßnahmen ausgesprochen aber diese war nicht bereit mit SYRIZA zu koalieren.

Gruppenfoto der sächsischen und griechischen Genoss_innen im Hauptquartier der SYRIZA Jugend in Athen.

Den Mittwoch widmeten wir der Geschichte Griechenlands. So besuchten wir zuerst die Gedenkstätte, welche für den kommunistischen Widerstand errichtet wurde. Der kommunistische Widerstand hat sich in der Zeit der deutschen Besatzung gebildet und hat aktiv den deutschen Faschismus bekämpft. Viele der Kommunist_innen wurden von den Deutschen reihenweise hingerichtet. An dem Platz wo das passiert ist steht heute ein Mahnmal. Das Gelände selbst bietet aber noch viel mehr, darunter ein Museum mit allerlei Fundstücken aus der damaligen Zeit und auch große Gedenktafeln auf denen die Namen der Opfer eingraviert wurden. Nach dem Rundgang in der Gedenkstätte suchten wir noch ein altes Gebäude auf, welches zur Zeit der griechischen Militärdiktatur als Gefängnis benutzt wurde. Primär wurden hier linke Student_innen inhaftiert, die sich gegen das Regime äußerten und einsetzten. Einer von ihnen, ein mittlerweile über 70 Jahre alter Mann, wartete direkt vor Ort auf uns und konnte uns mit Hilfe eines Dolmetschers der SYRIZA Jugend von seiner Gefangenschaft berichten, unter der er unter anderen Foltermethoden eine über 120 Tage lange Dunkelhaft ertragen musste.

Gruppenfoto vor der Gedenkstätte des kommunistischen Widerstandes.

Am folgenden Tag machten wir einen Ausflug nach Exarchia, ein linksalternatives Viertel mit einem reichen Angebot an linkspolitischer Subkultur. In Exarchia statteten wir auch dem Polytechnischem Institut einen Besuch ab. Dort haben sich zur Zeit der Militärdiktatur Student_innen organisiert, die sich politisch aktiv gegen die damalige autoritäre Regierung eingesetzt haben. Das ganze führte zu einer blutigen Übernahme des Institutes durch die Regierung, bei der viele Student_innen schwer verletzt worden und einige durch das gewaltvolle Vorgehen der militarisierten Polizei sogar ihr Leben nahmen. Den Freitag verbrachten wir wieder in Exarchia, wo wir dieses mal das Hotel City Plaza besuchten. Das Hotelgebäude wurde schon vor acht Jahren eingestellt und stand dann erst einmal leer. Vor ca. zwei Jahren allerdings wurde damit begonnen, das Hotel zu besetzen um Wohnraum insbesondere für Flüchtlinge zu schaffen. Der ist in Griechenland nämlich leider ziemlich spärlich und der Fakt, dass Griechenland am Mittelmeer liegt und im Sommer 2015 die Flüchtlingszahlen stark anstiegen, machte das Projekt im Hotel City Plaza umso notwendiger. Vor Ort sind auch deutsche Linke, die sich freiwillig dafür bereit erklärt haben, ihre Freizeit zu nutzen, um den Flüchtlingen in dem alten Hotel zu helfen, sie erzählten uns außerdem, dass sie die Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation durch die Regierung bereits aufgegeben haben. Tatsächlich ist es so, das SYRIZA einige ihrer Wahlversprechen leider nicht umsetzen konnten.

Am Samstag und damit vorletzten Tag haben wir unsere Zeit genutzt, um die Akropolis anzuschauen und das dazugehörige Museum am Fuß des Berges zu besuchen. Für Student_innen mit gültigem Ausweis gibt es dort sogar kostenlosen Zutritt aber auch alle anderen müssen vergleichsweise nur sehr wenig zahlen, um Zutritt zu den Sehenswürdigkeiten zu erhalten.

Sonntags hatten wir bevor unser Flug startete noch etwas Zeit, was es uns erlaubte, dem jüdischen Museum in Athen noch einen Besuch abzustatten. Als wir dann in den Flieger stiegen, konnten wir mit Freude feststellen, dass die Reise ein voller Erfolg war und insbesondere die Vernetzung mit den griechischen Genossen äußerst interessant und aufschlussreich war.

Die Reise nach Griechenland hat uns gezeigt, dass der Kampf für eine sozialere Welt und für ein sozialistisches Europa nur mit den Genoss_innen aus ganz Europa mit geeinten Kräften gewonnen werden kann. Vor allem in Ländern wie Griechenland aber auch Spanien z.B. gibt es unglaublich viel Potential für solche Kämpfe. Die Vernetzung die über diese Woche zwischen den sächsischen und Athener Genoss_innen stattgefunden hat, ist ein Teil um die europäische Linke zu stärken und in ihren Zielen voran zu bringen und ich freue mich riesig, dass ich ein Teil davon sein durfte.

– Nikos