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Offener Brief an die Studienkommission des Masters Psychologie

Sehr geehrte Studienkommission des Masters Psychologie,

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einer Vorlesung und auf einmal beginnt die dozierende Person, Aspekte ihres Selbstbildes, ihrer Persönlichkeit oder ihres Wohlbefindens anzugreifen. Wie viele der anderen Leute im Raum wissen, dass Sie sich davon betroffen fühlen? Wie viele würden den Aussagen gar zu stimmen?

In einer solchen Situation sind Sie machtlos. Professor:innen, sowie wissenschaftliche Mitarbeiter:innen haben an den deutschen Hochschulen als Fachpersonal eine unheimlich privilegierte Position inne: auf die Gestaltung der Lehrveranstaltungen können wir als Immatrikulierte nämlich nur in geringem Umfang und nach Rücksprache mit ebenjenen Privilegierten Einfluss nehmen. Wenn hingegen seitens des Lehrpersonals Änderungen vorgenommen werden, sitzen die Student:innen erst mal auf den Entscheidungen bis von der Fachschaft oder der Verwaltung der Hochschule Gegenmaßahmen angekündigt werden.

Es ist nicht im Sinne der universitären Bildung, dieses Verhältnis für die Verbreitung diskriminierender Einbildungen zu missbrauchen, denn da kommt zum üblichen Machtgefälle noch die Verletzung von Persönlichkeitsrechten und der Menschenwürde hinzu. So etwas ist inakzeptabel! Und doch geschieht so etwas immer noch viel zu oft an den deutschen Hochschulen.

Im letzten TUCPanel (einem Instrument der TU Chemnitz, die eingeschriebenen Student:innen nach ihren Meinungen zur Studiensituation zu befragen) wurde festgestellt, dass Diskriminierung noch immer einen großen Einfluss am Unwohlsein im Hochschulsystem hat. Eine Form, bei der sich diese Diskriminierung manifestiert, ist die Lehre des Heiner Rindermann.

Heiner Rindermann hat die Professur Pädagogische Psychologie und Entwicklungspsychologie an der TUC inne. In seinen Vorlesungen soll er den Anwesenden unter anderem die psyschologische Entwicklung des Menschen vermitteln. Doch Herr Rindermann nutzt seine Vorlesungen aus, um über Trans*-Personen herzuziehen. Er verbreitet Ideen von „fiktive[n] Geschlechtsselbstzuschreibungen“, postuliert über exzessive Ausnutzung von Differenzen sportlicher Fähigkeiten durch Trans*- Personen oder unterstellt gar absichtlichen Missbrauch der Geschlechtszuordnung um Zugang zu geschützten Räumen zu bekommen.

Diese Aussagen können sie sich gerne selber anhören: in den PowerPoint-Folien zur Vorlesung „B.Sc.-Vorlesung Entwicklungspsychologie“ trifft er all diese Aussagen selbst, siehe [1] Folie 10 ab etwa 1:30. Dabei gibt es jedoch längst Studien, welche andeuten, dass wesentliche Leistungsunterschiede nach zwei Jahren Hormonbehandlung in den meisten Disziplinen für Trans*-Personen nicht mehr vorliegen [2]. Rindermann diskriminiert also nicht nur, er lanciert auch immer noch für veraltete Ansichten, die wissenschaftlich längst anzuzweifeln sind.

Rindermann verstößt somit ganz klar gegen die Ordnung zum Schutz vor und Umgang mit Diskriminierung und sexualisierter Gewalt an der Technischen Universität Chemnitz vom 7. Dezember 2020, insbesondere deren §7 [3].

Dieser Sachverhalt muss bei der Erneuerung der Studienordnung des Master Psyschologie berücksichtigt und eingearbeitet werden. Wir fordern: Die Module die Heiner Rindermann vorwiegend liest, dürfen nicht als Pflichtmodul in der neuen Studienordnung festgeschrieben werden. Für Weltoffene Hochschulen, an denen alle in einem angenehmen Umfeld lernen können – Klare Kante gegen Diskriminierung und Machtmissbrauch!

Linksjugend Chemnitz, Carolin Juler, Grüne Hochschulgruppe Chemnitz, Grüne Jugend Chemnitz

[1] OPAL: https://bildungsportal.sachsen.de/opal/auth/RepositoryEntry/2023227400/CourseNode/103083642840628

[2] BMJ Journals: https://bjsm.bmj.com/content/early/2020/11/06/bjsports-2020-102329

[3] TU Chemnitz: https://www.tu-chemnitz.de/gleichstellung/aktuelles/dokumente/ab_24_2020.pdf

Transkript der Vorlesungsfolie aus OPAL: „Wenn jetzt Menschen selber bestimmen können, welches Geschlecht sie haben, also wenn ein Mann sagt, er ist eine Frau und dann wird er als Frau betrachtet und kann dann im Rugby Team bei Frauen mitspielen, dann geht so was juristisch schon, aber es führt dann dazu, dass die biologisch weiblichen Spielern den biologisch männlichen Spielern unterlegen sind. Auch wenn die biologisch männlichen Spieler behaupten, sie wären Frauen und das kulturell, gesellschaftlich und juristisch anerkannt wird. Solche skurrile Fälle… oder zumindest mir skurril vorkommende Fälle gibt es in Australien und soweit ich weiß auch in England. Und das führt dann dazu, dass sich Spielerinnen weigern gegen andere in Anführungsstrichen „Spielerinnen“ anzutreten, die tatsächlich aber Männer sind. […] Oder wenn Männer behaupten sie wären Frauen und dann zum Beispiel in Frauenhäuser gehen dürfen oder in Gefängnissen mit weiblichen Insassen sich aufhalten dürfen […] dann zieht das mittelfristig Konsequenzen für die dort biologischen Frauen nach sich. […] Dass sich bestimmte Männer, eher solche fiktiven Geschlechtsselbstzuschreibungen zulegen, die damit bestimmte Interessen verbinden.“