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Redebeitrag CSD 2021

Wenn ich Männern erzähle, dass ich auch auf Frauen stehe, treten bestimmte Reaktionen leider immer wieder auf. Manche sagen einfach nur, dass sie das geil finden. Andere fragen mich direkt, ob ich denn nicht mal heimlich eine Kamera im Schlafzimmer für sie verstecken könnte oder ob sie gar mitmachen könnten.Dieses Verhalten ist absolut widerlich und darf nicht so hingenommen werden. Es zeigt die Missstände unserer Gesellschaft klar auf.

Und trotzdem werden diese Reaktionen in großen Teilen der Gesellschaft als normal empfunden. Wenn es darum geht, dass Männer zwei Frauen beobachten und sexualisieren können, ist für viele Homosexualität vollkommen okay. Aber wenn ein Mann einem anderen Mann gegenüber Anziehung zeigt, sieht das plötzlich ganz anders aus. 

Solche Menschen realisieren oft nicht einmal, dass sie deswegen homofeindlich sind. Lesben-Pornos gucken ist okay, aber schwul sein? Das finden sie eklig. Das ist nur die Spitze des Eisbergs. Der Sexismus besonders gegenüber queeren weiblich gelesenen Personen zeigt sich in jeglichen Formen. 

Phänome, wie diese, findet man immer wieder im Alltag. In vielen Filmen werden zum Beispiel Frauen, die sich zu anderen Frauen angezogen fühlen, nur repräsentiert, wenn mindestens eine Sexszene mit ihnen gezeigt wird. Sie werden ganz klar objektifiziert, zu Sex-Objekten reduziert. Es geht gar nicht mehr um den Menschen, um die Bedürfnisse und die Persönlichkeit, um ihre Beziehungen, sondern nur um gelebte Fantasien.  

Die Wahrheit ist, dass das einfach Homofeindlichkeit und Sexismus ist. Homosexualität ist für viele Menschen nur okay, wenn sie ihren eigenen Nutzen darin finden. Was sich dahinter verbirgt, ist nicht das Interesse an queeren Frauen*, sondern die Inkarnation von Sexismus. Patriarchale Machtstrukturen zeigen sich deutlich, die Bedürfnisse des Mannes stehen im Mittelpunkt der Begierde. Menschen abseits von cis-männlich oder der Heteronormativität werden oft schlicht weg nicht mehr als Menschen betrachtet, sondern nur als Objekt.  

Aber nicht nur Frauen, die auf andere Frauen stehen sind betroffen, auch zum Beispiel Transfrauen im Allgemeinen werden oft sexualisiert und auf einen Fetisch reduziert. Auch sie finden außerhalb von Pornographie oder ähnlichen oft nur sehr wenig Repräsentation. Und auch das wird in der Gesellschaft weitgehend einfach so hingenommen. 

Die Repräsentation von Frauen im LGBTQIA+ Bereich beschränkt sich weitestgehend auf ihre Sexualisierung. Und das ist unserer Meinung nach ein großes Problem, dass leider viel zu selten thematisiert wird. Es wird totgeschwiegen und tabuisiert. Weil es geht ja um Sex und da redet man ja nicht drüber. Aber wir schon. Wir reden drüber, weil genau das ist ja das Problem. Wir haben es satt nur im sexuellen Kontext betrachtet zu werden. 

Das muss aufhören. Die Rechte der LGBTQIA+- Community müssen endlich in der breiten Gesellschaft ernstgenommen und respektiert werden. Es kann nicht sein, dass bestimmte Personengruppen (cis-menners) homo- und transfeindliches und sexistisches Verhalten ausleben können und das gesellschaftlich akzeptiert wird, während queere Frauen weiterhin vorrangig nur im sexuellen Kontext Beachtung in der Gesellschaft finden. 

Deswegen stehen wir hier!