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Rassismus geht uns alle an

Ein Blick zurück: am Vormittag des 21. März 1960 demonstrierten im südafrikanischen Sharpeville tausende Menschen gegen das Apartheid-Regime und dessen diskriminierende Gesetzgebung, nach denen das gesamte Land in „schwarze“ und „weiße“ Bereiche getrennt wurde. Von Anfang an von Sicherheitskräften bedrängt eskalierte die Situation gegen Mittag, die Polizei schoss in die Menge. 69 Menschen fanden den Tod, hunderte wurden verletzt. In Erinnerung an diese Tragödie, aber auch den Mut der vielen Menschen, sich gegen Unterdrückung und staatliche Diskriminierung zu wehren, riefen die Vereinten Nationen den 21. März zum „Internationalen Tag gegen Rassismus“ aus.

Der Blick in die Gegenwart: auch über 50 Jahre später sind rassistische Einstellungen noch immer präsent, so sehr, dass sich wiederum die Vereinten Nationen entschlossen, Deutschland öffentlich für den Umgang mit als fremd wahr genommenen Menschen zu rügen. Dieser Bericht spiegelt auch vieles wieder, was in den letzten Monaten und Jahren vermehrt in die Öffentlichkeit drängte: ein „das wird man ja noch sagen dürfen“, eine Selbstdarstellung als mutige Tabubrecher, die sich zu sagen getrauen, was eine schweigende Mehrheit nur denkt. Es sollte nicht verwundern, das die Vereinten Nationen in der Rüge namentlich Thilo Sarrazin erwähnten. Mir fielen noch weitaus mehr ein.

Aber was ist nun eigentlich Rassismus? Im Grunde die Annahme, Menschen aufgrund ihrer zugesprochenen Hautfarbe, Herkunft und/oder Religion bestimmte Eigenschaften zuzusprechen. Diese sollen dabei auch immer so gelten und umunstößlich sein. Letztlich: der einzelne Mensch wird ausgeblendet, es gilt allein, was mensch über ihn zu wissen glaubt! Es geht darum, ein „Wir“ und ein „Die“ zu konstruieren, Menschen auszuschließen, über gesellschaftliche Normen und Gesetze. Sie nicht teilhaben zu lassen, „denn irgendwie passen die nicht hier her, sie seien kulturell nicht kompatibel“ – die Worte in Anführungszeichen habe ich einem Kommentar auf der Internetseite der Wochenzeitung „Die Zeit“ übernommen.

Rassistische Einstellungen, rassistisches Wissen zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten, in allen Milieus, wird mal so, mal so begründet – nur um allein die „Wir“-Gruppe aufzwerten, eigene Privilegien zu schützen, Deutungsmacht zu sichern. Das alles ist aber einer emanzipatorischen, einer solidarischen Gesellschaft unwürdig! Eine freie Welt ist nur dann möglich, wenn alle, wirklich alle, frei sein können – frei von Vorurteilen und frei von Diskriminierung.