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Quote, und nun?

Natürlich könnte sich „die Jugend“ jetzt hier in einem Pamphlet über die Partei auslassen, weil sie es, mit der diesjährigen Kommunalwahlkandidierendenaufstellung, gerade mal auf eine Quote von 21,21 % geschafft hat und ein bisschen machen wir das vielleicht auch.

Aber das allein wäre doch nur unheimlich destruktiv und bringt uns von den 21,21% nicht weg. Somit wollen wir hier Wege aufzeigen, mit denen man es bis zur nächsten Kommunalwahl schaffen kann, mehr Frauen unter die Stadtratsplätze zu bekommen und darstellen, ob sich nicht auch zuletzt, hier in Chemnitz, ein bundesweiter Trend der Partei bemerkbar macht und sichtbar wird.

Nun beginnen wir mit einer kleinen Bestandsaufnahme. Schaut man sich die Listenaufstellung der letzten Kommunalwahl 2014 an, lag die Quote dort immerhin noch bei rund 39%. Somit hat hier ein Rückgang von bedauerlichen 18% stattgefunden. Auch bundesweit geht die Anzahl der Frauen in der Partei zurück.

Ein richtiger Grund dafür ist noch nicht gefunden. Aus einer Befragung aus NRW geht hervor, dass Frauen ihre Arbeit in der Partei nicht nur auf die teilweise äußerst begehrten Gremienplätze beschränken, sondern diese eben auch fernab der Partei, zum Beispiel in Gewerkschaften und Bürger*inneninitiativen, ausüben. Bei diesem Engagement noch einen ausgeglichenen Spagat zur Partei zu finden ist dabei eine große Herausforderung.Ein weiterer Grund, weswegen Frauen ihre Arbeit in der Partei nicht vertiefen, ist das allgemeine Parteileben und die ganze einfachen Umgangsformen miteinander. Das mag beim ersten Gedanken erschrecken, denn dann liegt es letzten Endes doch nur an jeder und jedem einzelnen von uns, kann aber auch gleichzeitig eine Chance sein. Denn schärft mensch seinen Fokus, wird sich seinen eigenen Privilegien bewusst und ist auch bereit daran etwas zu ändern, kann sich das allgemeine Klima und der Umgang miteinander stetig verbessern.

Erste Einstiege hierbei können Workshops zu toxischer Männlichkeit oder dominanten Redeverhalten sein. Warum gerade diese Themen? Nun, weil es beides sehr unterrepräsentierte, dabei aber zwei der omnipräsenten Probleme innerhalb dieser Partei sind. Denn häufig fehlt das Bewusstsein dafür, dass man gerade Frauen nicht zu Wort kommen lässt, oder man ihren Vorschlag, vermeintlich unbemerkt, hinten herunterfallen lässt. Da ist Frau es dann irgendwann auch Leid immer wieder nachzuhaken. Dem muss unbedingt auf den Grund gegangen werden und hier muss sich etwas verändern.

Mann sollte das hier nicht als Angriff auf seine eigene Persönlichkeit sehen, sondern eher als Angriff auf die gesellschaftlichen Verhältnisse, denen wir alle ausgesetzt sind und die unser aller Handeln unbewusst beeinflussen und als Chance, zu wachsen, das eigene Bewusstsein zu schärfen, aber eben auch seine Privilegien zu checken.
Des Weiteren können auch ganz simple Dinge, wie eine Gesprächsrunde im eigenen Ortsverband, in der mensch einfach über Dinge redet, die einen stören oder die mensch als unangenehm im Umgang untereinander empfindet, Ansätze für Verbesserung bieten.

Der Jugendverband geht hier mit gutem Beispiel voran, denn er hat als Teil des Landesjugendplenum (LJP), quasi dem Pendant zum Landesparteitag, ein Flenum (Wortkombination aus Frau und Plenum) mittlerweile immer auf der Tagesordnung. In diesem wird für alle Frauen* ein Raum geschaffen, in dem ein geschützter Austausch stattfinden kann, aus welchem aber auch Anträge hervor gehen können. Alle anderen Menschen, die nicht am Flenum teilnehmen, haben dann entweder eine Pause, oder es wird parallel ein Workshop für diese angeboten.

Außerdem sollte Mann es unbedingt ablegen, Frau nur aufgrund ihres Geschlechts für Posten oder Listen anzufragen. Fragen, wie: „Willst du nicht vielleicht doch kandidieren? Wir müssen noch unsere Liste zur Sicherung der Mindestquotierung vollbekommen.“, tragen wirklich nicht dazu bei, dass sich beim nächsten Mal mehr Frauen dazu befähigt fühlen, für Posten zu kandierenden. Viel mehr bekommt man hier das Gefühl, eine Lücke stopfen zu müssen, in die man eigentlich gar nicht gehört, die aber eben dringend gestopft werden muss. Denn was hier widerlicher Weise stattfindet, ist die bloße Reduktion auf das Geschlecht. Das ist in Summe einfach mal zu wenig. Warum werde ich nicht gefragt, weil ich organisiert bin? Warum werde ich nicht gefragt, weil ich mich für Dinge begeistern kann? Warum werde ich lediglich deswegen gefragt, weil ich eine Vagina und Brüste habe? Das sind alles Dinge, worüber es nachzudenken und Lösungen zu finden gilt!

Dennoch, wenn wir alle aktiv daran arbeiten, Frauen zu empowern, statt sie nur auf ihre Weiblichkeit zu reduzieren, ihre Fähigkeiten benennen und unterstützen, sie zu hören und mit einzubeziehen, statt kleinzureden und zu übergehen und nicht zuletzt die Quote nicht als nerviges Mittel zum Zweck, sondern als Chance und wertvolles Instrument zu begreifen, dann ist das schon ein gewaltiger Fortschritt.

Denn ja, es ist dolle nervig, wenn zum Zeitpunkt einer Listenaufstellung Plätze auf der Liste zur Sicherung der Mindesquotierung nicht besetzt sind. Aber dann hat man vorher halt einfach verkackt. Oder anders: Es ist ein starkes Anzeichen dafür, dass man bereits im Vornherein versagt hat und zwar nicht auf kurzfristiger Ebene, im Sinne von „Wir reden mal mit dieser und jener Genossin ein paar Wochen vorher.“ ,sondern auf langfristiger Ebene, Frauen* in die Strukturen der Partei integrativ hineinzuführen.

Wenn man sich immer wieder, quasi in den Parteialltag integriert, mit der Thematik Geschlechtergerechtigkeit, auseinandersetzt, hat man auch irgendwann kein Problem mehr damit Listenplätze vollzubekommen. Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg. Aber diesen Weg muss man auch fortsetzen und sich nicht bei seinem Zwischenziel ausruhen. Denn die großen Ziele sind noch lange nicht erreicht. Aber frei nach Hermann Hesse: „Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen.“ Lasst es uns angehen und die Herausforderung annehmen. Als Ziel bis zur nächsten Kommunalwahl fordern wir eine Quote von 50%!